Was ist New Work? Der Begriff geht auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurück. Er entwickelte Mitte der Siebzigerjahre eine Theorie der neuen Arbeit (siehe Infokasten). Durch die Globalisierung, die Digitalisierung sowie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der letzten 50 Jahre hat sich die Bedeutung des Begriffs massiv erweitert.
New Work steht heute im gleichen Bedeutungsfeld mit Arbeit der Zukunft, Next Work und Arbeit 4.0. Unter dem Begriff New Work werden alle Entwicklungen zusammengefasst, die für eine moderne mitarbeiterorientierte Arbeitswelt im 21. Jahrhundert Bedeutung haben.
Die New Work Definition geht auf Frithjof Bergmann zurück. Er beschreibt dabei, dass seit der Industriellen Revolution der generelle Zweck oder Grundgedanke von Arbeit in der Erledigung oder dem Abarbeiten von Aufgaben bestand. Ein Beispiel dafür ist die Fließbandarbeit. Gemäß der Erklärung steht der Mensch hier als das Mittel zur Zweckerfüllung im Zentrum der Arbeit.
Der New Work Gedanke kehrt genau dieses Verhältnis um bzw. ordnet es neu. Der Mensch im New Work Kosmos soll nicht mehr reine Arbeit verrichten, sondern sich mit Hilfe der Arbeit selbst verwirklichen. Was bedeutet also New Work? Es geht hier vor allem um Sinnstiftung, Freiheit und Selbstständigkeit im Arbeitsalltag. Demnach ist die allgemeine New Work Definition, dass New Work diejenige Arbeit ist, die der Mensch tatsächlich verrichten will.1
Das von Bergmann geforderte selbstbestimmte und eigenverantwortliche Arbeiten wurde durch die rasante technologische Entwicklung der vergangenen Jahre stark vorangetrieben. Heute bilden Internet, mobile Endgeräte und nutzerfreundliche Business Software die Grundlage für mehr Freiheit und Selbstständigkeit bei der beruflichen Tätigkeit.
Hinzu kommt in einer Wissensgesellschaft mit einem großen Anteil an Büroarbeitern der Wunsch nach Sinnstiftung und Persönlichkeitsentwicklung am Arbeitsplatz. Auch dieses Prinzip hat Bergmann eingefordert.
Laut dem aktuellen Trendradar „Work be Next“ von THE MISSION basiert das neue New Work Konzept, wie man es nach der Corona-Krise versteht, auf den zwei Hauptaspekten Flexibilität und Nachhaltigkeit.
Flexibilität oder Agilität spielt bei der neuen Art zu Arbeiten in vielfacher Hinsicht eine Rolle. Zum einen verlangen volatile Märkte von Unternehmen mehr Flexibilität bei der Herstellung, der Dienstleistung oder im direkten Kundenkontakt. Das erfordert auch mehr Flexibilität auf Seiten der Arbeitnehmer, was Arbeitszeit und Arbeitsort, Arbeitsform und Arbeitsweise angeht. Die aktuelle Krise hat mehr denn je deutlich gemacht, dass mobile Arbeitsplätze und flexible Arbeitszeiten im Sinne von Mitarbeitern und Unternehmen über alle Bereiche hinweg sind. Folgende Dimensionen der Flexibilisierung gibt es:
Die Vielfalt der Flexibilisierungsebenen macht deutlich, dass es keine dedizierten New Work Methoden gibt. Instrumente wie Collaboration Tools, mobile Unternehmenssoftware oder Vernetzung von Systemen können zwar den Trend der Individualisierung von Arbeit stützen, wirken sich jedoch nur auf die zeitliche und örtliche Flexibilität positiv aus.
Die Digitalisierung ist nur einer von vielen Treibern des Wandels. Wenn die New Work Idee Realität werden soll, dann muss das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Transformation und Innovation vorhanden sein und weiter steigen. Die gesamte Gesellschaft muss die Änderung der Arbeitswelt und der Arbeitsweise mit all ihren Konsequenzen annehmen, forcieren oder zumindest mittragen.
Neben den Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber verfolgt New Work auch gesamtgesellschaftliche und ökologische Interessen. Mit der Digitalisierung ist auch die Dezentralisierung, also das Arbeiten und Produzieren an vielen individuellen Standorten, verstärkt möglich.
Laut Statista arbeiteten Ende Januar 2021 rund 24 Prozent aller befragten Erwerbstätigen ganz oder zumindest teilweise aus dem Homeoffice. Dadurch konnten Arbeitswege und Dienstreisen eingespart werden. Das hat augenscheinlich zu positiven Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck geführt. So konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass die globalen CO2-Emissionen im Corona Jahr 2020 deutlich stärker sanken als in den Jahren zuvor.
Eine der vielen Herausforderungen von New Work wird es also auch in Zukunft sein, die Lehren und Konsequenzen aus den Erfahrungen der Coronakrise zu ziehen und die neue Arbeitswelt entlang dieser Prinzipien zu gestalten. Es geht jetzt vor allem darum, den Mindset von Unternehmen und Mitarbeitern zu ändern und das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Transformation zu stärken.
Corona hat gezeigt, dass der Change zur örtlichen Flexibilität bzw. der Mobilität in der Arbeitswelt zwar schon vielerorts im Gange ist, das Thema Nachhaltigkeit aber noch zu wenig auf der Agenda von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft steht.
Aus folgenden Gründen könnte zum Beispiel die Arbeitszeitverkürzung aller Arbeitnehmer zu einer gesunden Arbeits- und Umwelt beitragen:
Studie „The Ecological Limits of Work“
Die Studie The Ecological Limits of Work nimmt den Zusammenhang zwischen Treibhausgasen und dem Bruttoinlandsprodukt unter die Lupe, der die Kohlenstoffintensität einer Wirtschaft zeigt. An diesem Index lässt sich ablesen, welches Bruttoinlandsprodukt nachhaltig wäre. Wird dieses nachhaltige BIP in Bezug zu geleisteten Arbeitsstunden gesetzt, ergibt sich die Anzahl der Stunden, die wir arbeiten sollten, um den Ausstoß von Treibhausgasen möglichst gering zu halten. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine Arbeitswoche mit neun Stunden nachhaltig wäre.
J. Rettenmaier & Söhne, ein deutscher Faserstoffhersteller, verbessert mit innovativer Technologie zur Verarbeitung von pflanzlichen Rohstoffen unser aller Leben. Um einen hohen Qualitätsstandard zu halten, hat das Unternehmen sich für ein bereichsübergreifendes Management der Mitarbeiterqualifikationen entschieden.
Auf diese Weise wollte man Transparenz über arbeitsplatz- und mitarbeiterbezogene Qualifikationen, zum Beispiel Gefahrstoffbeauftragte, Staplerführerschein, Gefährdungsbeurteilung oder auch wichtige Zusatzqualifikationen wie Ersthelfer oder Brandschutzbeauftragte sicherstellen.
Außerdem war eine systematische Überwachungsroutine notwendig, um Gesetzeskonformität gewährleisten zu können. Jedem Musterarbeitsplatz ordnet Rettenmaier spezifische Soll-Qualifikationen, allen Mitarbeitern eine oder mehrere Ist-Qualifikationen zu.
So kann in der Qualifikationsmatrix automatisch und schnell ein Soll-Ist-Abgleich durchgeführt werden. Die bereichsübergreifende Vertretungsorganisation wurde vereinfacht, da der verantwortliche Meister im Falle einer Unterbesetzung einen sofortigen Überblick über Mitarbeiter mit Mehrfachqualifikationen hat. Innerhalb der Matrix werden nicht vorhandene oder ausgelaufene Qualifikationen visualisiert; notwendige Trainings werden umgehend eingeleitet.
Das Akademische Lehrkrankenhaus der Universität des Saarlandes bietet seinen Mitarbeitern so genannte Wunscharbeitszeiten an und setzt dieses Konzept mit einer Workforce Management Software erfolgreich um. Ärzte und Pflegekräfte können ihr Arbeitsvolumen mit drei Monaten Vorlauf an die aktuelle Lebenssituation anpassen.
So kann eine Vollzeitkraft ihre tarifliche Arbeitszeit jederzeit auf 80 Prozent senken – ohne Angabe von Gründen. Das Arbeitsvolumen kann befristet, für mindestens ein halbes Jahr, oder auf unbestimmte Dauer gekürzt und nach Bedarf wieder auf 100 Prozent aufgestockt werden. Als zusätzliches Flexibilisierungsinstrument dient ein stationsübergreifender Springerpool mit mehr als 30 qualifizierten Mitarbeitern, die für ausgewählte Schichten oder definierte Tage zur Verfügung stehen. Die Springer wurden gezielt rekrutiert, da sie spezielle Wünsche an ihre Arbeitszeit haben.
Falls notwendig, greifen die Verantwortlichen zusätzlich noch auf andere, schwächer belegte Abteilungen zurück. So können Engpässe kurzfristig ausgeglichen und der Spielraum rund um die Arbeitszeit nochmals erhöht werden.
New Work gehört inzwischen zum guten Ton und wird vor allem im Employer Marketing als entscheidendes Argument für einen guten Arbeitgeber und das Wohlgefühl am Arbeitsplatz eingesetzt. Werden die genannten Prinzipien auf allen Ebenen im Unternehmen gelebt, entstehen durch diese Veränderungen folgende Vorteile für Arbeitnehmer:
Eigenverantwortliches Arbeiten in dezentralen Strukturen erfordert ein hohes Maß an Organisation, Datentransparenz und eine starke Führungskultur.
Nachteile für Arbeitgeber können deshalb sein: