Inhalt
Lebenarbeitszeitkonto Definition: Ein Lebensarbeitszeitkonto oder Zeitwertkonto1 dient der Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit und längeren Freistellungen von der Arbeit.
Die Bedeutung einer auf mehrere Jahre angelegten Arbeitszeitflexibilisierung wurde insbesondere durch Corona mehr als deutlich. Betriebe aller Größen und Branchen sind in der Krise auf den wirtschaftlichen Einsatz von Arbeitskraft entlang der Marktlage angewiesen. Die Möglichkeit der Kurzarbeit wurde quasi zum Retter in der Not.
Die Freistellung der Mitarbeiter erfolgt unter Reduzierung der Arbeitszeit oder unter vollständigem Ruhen des Arbeitsverhältnisses.
Häufig genutzte Freistellungszwecke sind:
Eine andere Flexibilisierungsmöglichkeit sind die so genannten Wahlarbeitszeiten in Industriebetrieben. Bei dem flexiblen Arbeitskonzept „Wahlarbeitszeiten“ können Mitarbeiter freiwillig ihr Arbeitsvolumen reduzieren. So sieht beispielsweise der Tarifabschluss 2018 der IG Metall mehr Wahlmöglichkeiten bei der wöchentlichen Arbeitszeit vor. Gleichzeitig können die Arbeitnehmer das neue tarifliche Zusatz Geld (T-ZUG) unter bestimmten Voraussetzungen in Freizeit umwandeln. Fest steht: Berücksichtigt die Schichtplanung die aktuelle Lebens- und Leistungssituation der Mitarbeiter, hat das auch für die Unternehmen Vorteile: Der Bedarf an Auszeiten oder der Ausfall durch Krankheit ist deutlich geringer und die Bereitschaft, eine zusätzliche Schicht zu übernehmen, steigt.
Wie funktioniert flexible Schichtarbeit zum Vorteil von Unternehmen und Mitarbeiter?
Die geleistete Arbeitszeit wird in einem besonderen Wertguthaben angesammelt und zu einem späteren Zeitpunkt zur kurz-, mittel- oder sogar längerfristigen Abwesenheit von der Arbeit eingesetzt.
Bei Wertguthaben auf einem Lebensarbeitszeitkonto werden in der Ansparphase keine Steuern und Sozialversicherungsabgaben fällig. Diese sind erst zum Zeitpunkt der Auszahlung zu entrichten, so dass während der Freistellung von der Arbeit weiterhin ein Sozialversicherungsschutz besteht.
Das Wertguthaben eines Beschäftigten setzt sich aus dem Entgeltguthaben und den auf dieses Entgeltguthaben entfallenden Arbeitgeberbeitragsanteilen zusammen. Zum Entgeltguthaben im sozialversicherungsrechtlichen Sinne gehören alle aus einer Beschäftigung angesparten Arbeitsentgelte nach § 14 Viertes Buch Sozialgesetzbuch (SGB IV)2.
Dazu gehören zum Beispiel:
Weitere Informationen:
Damit Arbeitnehmer Überstunden auf einem Wertguthabenkonto ansparen können, bedarf es einer arbeitsvertraglichen Regelung. Die Rahmenbedingungen müssen in einer schriftlichen Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter grundsätzlich fixiert werden. Die Vertragsgrundlage kann eine freiwillige Zusage des Arbeitgebers oder eine Betriebsvereinbarung sein.
Arbeitszeitkonten müssen zudem den Regelungen zur flexiblen Arbeitszeit sowie dem Mindestlohngesetz (MiLog) und dem Arbeitszeitgesetz (ArbZG) entsprechen.3
Grundsätzlich können alle Mitarbeiter eines Unternehmens an einer Wertguthabenvereinbarung teilnehmen:
Ausgeschlossen sind Geschäftsführer in herrschender Gesellschafterstellung. Aber was passiert eigentlich bei...4
...Insolvenz des Arbeitgebers?
...bei Arbeitgeberwechsel?
Grundsätzlich können Zeitguthaben auf dem Lebensarbeitszeitkonto zu einem neuen Arbeitgeber mitgenommen werden. Bietet der neue Arbeitgeber kein Lebensarbeitszeitkonto an, gibt es folgende Handlungsmöglichkeiten:
Eine Auszahlung ist nur dann möglich, wenn der neue Arbeitgeber die Übertragung des Zeitwertguthabens ablehnt.
Das angesparte Wertguthaben wird während der Freistellung an den Arbeitnehmer ausgezahlt. Das ausgezahlte Entgelt darf dabei nicht unangemessen vom Durchschnittsgehalt sein, das in den letzten 12 Monaten bezogen wurde. Nicht unangemessen heißt, dass das Entgelt 70 bis maximal 130 Prozent des Durchschnittgehaltes pro Jahr betragen darf. Für Vollzeitkräfte muss es bei wenigstens 450 Euro im Monat liegen. Die Freistellungsdauer variiert je nach Höhe des Auszahlungsbetrags.
Das Lebensarbeitszeitkonto ermöglicht Arbeitnehmern eine höhere Rendite als private Vorsorgemodelle. Auf diese Weise trägt es zur Entlastung bei, da finanzielle Einbußen bei früherem Renteneintritt vermieden werden.
Solche Modelle ermöglichen es Arbeitnehmern eine längerfristige sozialversicherungsrechtlich geschützte Auszeit. Dazu gehören Modelle wie
So werden langfristige Pläne für Arbeitnehmer möglich. Gleichzeitig können sie ihr Arbeitszeitmodell an die jeweilige Lebenssituation anpassen. Das führt zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und einer besseren Work-Life-Balance.
Ein solches Konto bietet mehr planerischen Spielraum für die Flexibilisierung der verfügbaren Arbeitszeit. Steuern sie ihren Personaleinsatz so, dass überwiegend Normalarbeitszeiten und nur wenig Überstunden anfallen, haben sie einen wirtschaftlichen Vorteil, der Arbeitsplätze sichert. Gleichzeitig entsteht mehr unternehmerische Agilität, was saisonale Auftragsschwankungen, Kundenfrequenzen oder Patientenzahlen angeht. Das kommt letztlich auch der Qualität von Service, Leistung und Produkt zu Gute.
Die Vereinbarkeit von Arbeitszeiten, aktueller Auftragslage und individueller Lebenssituation auf der Basis von Lebensarbeitszeitkonten ist für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein Vorteil.