Auf der Überholspur
Wie ist die Logistik hinsichtlich der Digitalisierung bzw. der digitalen Transformation für die Zukunft aufgestellt? Diese Frage wollen wir in diesem Beitrag zu beantworten. Robert Blackburn, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), findet die passenden Worte: „Für die Digitalisierung gibt es kein Patentrezept und keine Garantien. Unternehmen werden sich verändern und auch Fehler machen – und das ist gut so. Dabei gilt es, aus diesen zu lernen und besser zu werden. Aber zur Digitalisierung gibt es keine Alternative. Wer sich dieser Entwicklung nicht stellt, wird über kurz oder lang leider ins Hintertreffen geraten.“
Kommen wir zur Eingangsfrage zurück: Wie ist die Logistik hinsichtlich der Digitalisierung bzw. der digitalen Transformation für die Zukunft aufgestellt? Dazu hat die Bundesvereinigung Logistik (BVL) eine Umfrage gemacht, die folgenden Trend hervorbrachte: „Mehr als ein Drittel der Teilnehmer verfügen weder über ausreichend qualifiziertes Personal noch finden sie geeignete Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt, um den Weg der Digitalisierung beschreiten zu können“. Jedes zehnte Unternehmen glaubt sogar, dass die Digitalisierung in ihrem Unternehmen nicht notwendig ist. Eine beeindruckende Zahl: „Rund 81 Prozent geben außerdem an, dass ihre Firma kaum oder nur zum Teil digital arbeitet. In den meisten Betrieben spielen Papier und Telefon weiterhin eine bedeutende Rolle.“
„Angesichts aktueller Marktentwicklungen und zukünftiger Anforderungen sind diese Zahlen bedenklich. Solche Unternehmen riskieren, den Anschluss an eine digitale und vernetzte Wirtschaft zu verlieren“, so Blackburn. Gerade Mittelständler würden sich demnach offenbar schwertun mit der Digitalisierung. Doch auch hier könne die Digitalisierung helfen. Zum Beispiel würden Vernetzung und Softwarelösungen für effizientere Prozesse sorgen. Gleichzeitig seien moderne, digitalisierte Unternehmen beliebtere Arbeitgeber für junge Menschen.
„Gerade der Mittelstand muss Digitalisierungspotenziale ausschöpfen“, so Blackburn. Rund 99 Prozent der Unternehmen in diesem Land seien kleine und mittlere Unternehmen, in denen über 60 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigt sind. „Gleichzeitig werden mittelständische Unternehmen aus Deutschland für ihre Innovationskraft und ihre Flexibilität geschätzt“, erklärt der BVL-Vorstandsvorsitzende.
Kaum ein anderer Wirtschaftsbereich wie die Logistik ist derzeit so dynamisch mit den Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung sowie mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Robotik beschäftigt. Einen Gabelstapler zu bedienen, gleicht heute eher dem Spiel an einer Spielkonsole. Digitale Plattformen steuern die Kommunikation zwischen Herstellern, Speditionen und Empfängern von Gütern. Algorithmen berechnen die optimalen Transportrouten und die wegeoptimierten Regalplätze im Lager. Begleitpapiere, Zolldokumente und Ablieferbelege werden digitalisiert. Roboter unterstützen bei der Zusammenstellung der Waren für den Versand. Drohnen helfen bei der Inventur.
Wie jede andere Branche sind auch die Unternehmen in der Logistik gezwungen, sich kontinuierlich an wandelnde Märkte und fortschreitende Digitalisierung anzupassen. Wer nicht auf den digitalen Zug aufspringt, verpasst womöglich entscheidende Stationen auf dem Weg zum Erfolg und hat es schwer, sich in diesem hart umkämpften Markt zu behaupten. Gerade in der Logistik, die angesichts immer kürzerer Lieferzeiten und hoher Flexibilitätsanforderungen von einer effizienten Personal- und Kostenstruktur abhängig ist, generieren automatisierte Prozesse Wertschöpfung.
Bei logistischen Prozessen, wie Wareneingang, Entladung, Kommissionierung an Pick- und Putt-Stationen, der Bearbeitung von Retouren und beim finalen Beladen und dem Warenausgang beispielsweise, werden digitale Potenziale erkannt und genutzt. Laut einer Studie von d.velop setzen 44 Prozent der Verantwortlichen hier Schwerpunkte auf eine entsprechende Optimierung. Ein gleiches Bild ergibt sich beim Thema Personalprozesse. Hier wollen immerhin 37 Prozent der Unternehmen digitale Unterstützung in Anspruch nehmen und so ihre Innovationen weiter vorantreiben.
In beiden Fällen kann digitales Workforce Management effizient unterstützen. Mit einem ganzheitlichen Arbeitszeitmanagement und einer bedarfs- und kostenoptimierten Personaleinsatzplanung. Der Druck von tagesaktuellen Lieferungen, insbesondere unter Berücksichtigung von Cut-Off-Zeiten macht es notwendig, Auftragsvolumina tagesaktuell bzw. zeitgenau vorhersagen zu können. Mit einer auf dem Personalbedarf basierenden Einsatzplanung können Logistikunternehmen die genaue Anzahl der pro Stunde benötigten Mitarbeiter ermitteln. Zusätzlich fließen Auftragsvolumen, Trendprognosen und Leistungskennziffern in die Personalbedarfsermittlung ein. Eine stabile Planung des Personals entsprechend der Auftragslage ist dadurch möglich, teure Über- und Unterbesetzungen werden reduziert.
Unternehmen, wie das Versandhaus Walz oder der globale Logistikdienstleister ITG vertrauen bereits auf den hohen Mehrwert eines digitalen Workforce Management Systems. Auch die Schweizer Rhenus Alpina-Gruppe, aktiv in den Geschäftsbereichen Contract Logistics, Freight Logistics, Port Logistics und Public Transport, ging mit der Einführung der ATOSS Logistics Solution einen konsequenten Schritt in Richtung Logistik 4.0.
Welche Nutzenpotenziale sich durch professionelles Workforce Management in der Logistik erschließen lassen, zeigen einige KPIs aus unseren Kundenprojekten:
Eine weitere große Herausforderung in der Logistik ist der inzwischen bedrohlich gewordene Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Die Wirtschaftsmacher – eine Initiative deutscher Logistiker und logistiknaher Unternehmen und Organisationen – haben es sich zum Ziel gesetzt, die Wahrnehmung der Logistik zu verbessern und junge Menschen für einen Beruf in dieser personalintensiven Zukunftsbranche zu begeistern.
Mit der Kampagne Logistikhelden möchten die Wirtschaftsmacher dem akuten Arbeitskräftemangel im Bereich Logistik und Supply Chain Management entgegenwirken und der gesamten Branche mehr Sichtbarkeit verschaffen.
Und wir machen mit! Denn wir sind überzeugt, dass die Logistik wichtige Aufgaben in unserer Gesellschaft erfüllt – vom Transport zu Land, zu Wasser, in der Luft und auf den Schienen über die Lagerung, Aufbereitung und Veredelung von Gütern bis hin zum Steuern von weltweiten Versorgungsketten und zu Großprojekten. Ob Demontage, Transport und Wiederaufbau ganzer Fabrikanlagen oder humanitäre Einsätze in Krisengebieten – ohne Logistikhelden geht es nicht.
Generell müssen Unternehmen ihre Attraktivität steigern, um Young Professionals zu halten und auch neue zu gewinnen. Bei der Bundesvereinigung Logistik (BVL) schreibt Christian Runkel dazu: „Ohne eine attraktive Brand, konkreter formuliert eine attraktive Arbeitgebermarke, ist ein „War for Talents“ aussichtslos. Wie die zuvor dargestellten Ergebnisse der Studie deutlich belegen, sind alle Unternehmen heute gefordert, eine wahrnehmbare, authentische und dennoch differenzierbare Arbeitgebermarke zu entwickeln und zu kommunizieren.“
Als Teil der Arbeitgebermarkenbildung sei dabei Employer Branding in erster Linie ein Prozess der Identitäts-, Kultur- und Organisationsentwicklung, bei der die Führungsqualität des Managements eine Schlüsselrolle einnimmt. Hier lägen laut dem Beitrag der BVL die entscheidenden Stellschrauben, die bewegt werden müssten, um die Attraktivität und das Image von Logistikunternehmen sowie der gesamten Branche zu verändern.
Flexible, lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle, die Integration der Mitarbeiter in die zeitwirtschaftlichen Prozesse über Self Services und planbare, faire Arbeitszeiten – das sind Themen, die Unternehmen helfen, attraktiver für Fachkräfte zu werden und Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Das löst zugebenermaßen nur einen Teil des Problems, ist aber ein konkreter Schritt in die richtige Richtung.