Schichtmodelle
Als Schichtmodelle bezeichnet man die Ausgestaltung der Schichtarbeit und oder Nachtarbeit in Unternehmen.
Dabei kann je nach Anforderungen zwischen zwei grundlegend unterschiedlichen Schichtmodellen unterschieden werden. Zum einen das vollkontinuierliche Schichtmodell, das im Allgemeinen auch Vollkonti genannt wird. Andererseits gibt es auch das teilkontinuierliche Schichtsystem. Schauen wir uns beide Ausformungen einmal genauer an.
Das vollkontinuierliche Schichtmodell kommt zum Einsatz, wenn ein Personaleinsatz rund um die Uhr sichergestellt werden muss. Das heißt, dass der Produktionsbetrieb an jedem einzelnen Wochentag im Jahr und auch 24 Stunden am Tag im Einsatz ist. Hierbei kann sowohl das 3 Schicht System zum Einsatz kommen, in der Regel wird aber meist auf ein 4 Schicht System oder gar ein 5 Schicht System zurückgegriffen. Oftmals ist hier auch ein rollierendes Schichtsystem anzutreffen.
Das teilkontinuierliche Schichtsystem ist oftmals dort anzutreffen, wo am Wochenende nicht gearbeitet wird. Meist wird dann im 3 Schicht System mit Frühschicht, Tagschicht, Nachtschicht geplant. Es gibt allerdings auch das teilkontinuierliche Schichtsystem ohne Nachtarbeit. Auch hier sind rollierende Modelle möglich.
Das rollierende Schichtsystem dient hauptsächlich dem Ziel der Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Im Gabler Wirtschaftslexikon heißt es dazu, dass durch einen variablen freien Tag Betriebszeit und individuelle Arbeitszeit entkoppelt werden können und die rollierende Wochenarbeit in erster Linie einer gerechten Verteilung der Arbeitszeit diene – im Zweifel auch unter Einbeziehung des Samstags. „So kann durch die rollierende Arbeitsplatzbesetzung von n Mitarbeitern an n+1 Arbeitsplätzen die Betriebszeit auf bis zu sechs Tage pro Arbeitswoche erweitert werden.“1
Bei der Vorwärtsrotation ist die Schichtfolge Frühschicht, Spätschicht, Nachschicht üblich. Dieses Schichtsystem wird meistens verwendet, da es bessere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter bringt und somit mehr Akzeptanz schafft. Der vorwärts gerichtete Wechsel passt gut zum natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus und hat daher nicht so negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Er ist gesundheitsverträglicher.
Hierbei ist die Schichtfolge Nachschicht, Spätschicht, Frühschicht üblich. Aus gesundheitlicher Sicht wird von dieser Art der Rotation eher abgesehen. Zudem wird generell dazu geraten, die Schichtfolgen so kurz wie möglich zu gestalten. Also statt einer Woche Nachschicht lieber mit dem Ziel zwei Tage Früh, Spät, Nacht, gefolgt von einer Ruhephase von mindestens 48 Stunden.2 Das schafft Entlastung für die Arbeitnehmer.
Das einfachste aller Schichtmodelle, bei der lediglich zwei Schichten pro Tag verplant werden müssen. Klassischerweise ist dies je eine Frühschicht und eine Spätschicht.
Beim 3 Schicht System werden pro Tag drei unterschiedliche Schichten angesetzt. Meistens besteht die 3 Schicht System Reihenfolge aus Frühschichten, Spätschichten und Nachtschichten. Gibt es die letztgenannte nicht, kann auch eine Tagschicht vorkommen.
Das 4 Schicht System kommt meist dann zum Einsatz, wenn sich ein Vollkonti mit einem 3
Schicht System nicht mehr abbilden lässt. Hierbei beschreibt die Zahl, in wie viele Schichtgruppen die Mitarbeiter aufgeteilt werden und bedeutet nicht, dass vier Schichten pro Tag verteilt werden. Ein Beispiel: Ein Betrieb stellt seine Betriebszeiten von klassischer Wochenarbeit (Mo-Fr) auf 24/7 um. Dies ist mit einem 3 Schicht System nicht abbildbar. Denn bei 24*7/3 Schichten pro Tag ergeben sich 168/3, also 56 Wochenarbeitsstunden pro Schichtgruppe. Daher wird der Betrieb auf vier Schichtengruppen erweitert, wodurch eine Wochenarbeitszeit von 42 Stunden pro Schichtgruppe entsteht.
Bei diesem System wird eine weitere Schichtgruppe hinzugefügt, wodurch sich die wöchentliche Arbeitszeit je Schichtgruppe weiter verringert. Hat beispielsweise ein Angestellter eine vertragliche Arbeitszeit von 40 Stunden, leistet durch das Schichtsystem aber nur 35 Stunden pro Woche ab, so baut er gewollt Minusstunden auf. Diese sogenannten Reserveschichten oder Bringschichten können dann flexibel gestaltet und verplant werden, beispielsweise, wenn Mitarbeiter krank werden oder aber eine hohe Urlaubsquote zu erwarten ist. Das 5 Schicht System hat somit Vorteile für Mitarbeiter und Unternehmen. Denn die Mitarbeiter haben deutlich mehr Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung und Betriebe können dadurch im ganzen Jahr flexibler auf spontane Änderungen reagieren.3 Ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit einer flexiblen Schichtplanung ist das Krankenhaus. Denn in einer eh schon überlasteten Branche mit immensem Fachkräftemangel sind gesunde und mitarbeiterfreundliche Schichtsysteme wichtig.
Oftmals anzutreffen sind ebenfalls die Bezeichnungen 15 Schichtmodell, 18 Schichtmodell, 19 Schichtmodell oder auch 21 Schichtmodell. Diese sind kurz zu erklären. Hierbei beschreibt nämlich die Zahl die Anzahl an Schichten, die in einer Betriebswoche eingeplant werden. Bei einem 15 Schichtmodell kann man von einer klassischen Verteilung Mo-Fr drei Schichten pro Tag ausgehen. Die 18 Schichtmodell Erklärung und auch die 21 Schichtmodell Erklärung folgt diesem Prinzip und beschreibt die Anzahl an Schichten im Betrieb pro Woche. Gerade wenn es um Vollkonti geht, wird häufig zum 19 Schichtmodell oder 21 Schichtmodell gegriffen.
Für die Arbeit in Schichtmodellen – Schichtarbeit und Nachtarbeit – gelten gesetzliche Vorschriften, die beim Erstellen eines Schichtplans berücksichtigt werden müssen – beispielsweise die Einhaltung von Ruhezeiten. Generell gilt laut § 6 Arbeitszeitgesetz (ArbZG), dass die Arbeitszeit der Nacht- und Schichtarbeitnehmer nach den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen sei. Weitere Regelungen sind u.a.:
Regelungen für Jugendliche und werdende oder stillende Mütter zur Wochenende bzw. Feiertagsarbeit sind im Jugendarbeitsschutzgesetz und im Mutterschutzgesetz zu finden.
Das lässt sich pauschal nicht beantworten, da jedes Modell individuell auf den Betrieb und auf die vorhandenen Umstände abgestimmt werden sollte – je nach Personalbedarf braucht es unterschiedliche Besetzungsstärken. Generell kann jedoch festgehalten werden, dass sich dauerhafte Schichtarbeit negativ auf die Gesundheit auswirkt. Neben Schlafmangel und qualitativ schlechterem Schlaf sind auch erhöhte Risiken für Erkrankungen vorhanden.4
Für den Betrieb ergeben sich durch die unterschiedlichen Schichtmodelle sowohl Vor- als auch Nachteile. So kann beispielsweise ein 24/7-Betrieb die Service-Qualität erhöhen, gleichzeitig steigen aber auch die Personalkosten, da teure Zuschläge für Wochenend- und/oder Nachtarbeit gezahlt werden müssen. Andererseits erhöht sich durch ein hochflexibles Schichtsystem auch der Reaktions- und Gestaltungsspielraum für Unternehmen. Von daher ist es schwer zu beurteilen, ob ein spezielles Schichtmodell Vor- und Nachteile hat. Dies muss immer individuell ermittelt und entschieden werden.
Generell wirkt sich die Arbeit in Wechselschicht, also in aufeinanderfolgenden wechselnden Schichttypen, durch die hohe Belastung negativ auf die Gesundheit aus. Das bestätigt auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). „Die Beschäftigten müssen zeitverschoben schlafen, essen und arbeiten. Weil viele Körperfunktionen einem tagesperiodischen Rhythmus unterliegen, ist dabei eine Anpassung an die Nachtarbeit nicht vollständig möglich. Der Körper kommt aus dem Takt, als wesentliche Folge gelten Ein- und Durchschlafstörungen. Dazu kommt, dass der Schlaf nach einer Nachtschicht durch Helligkeit und Lärm eher gestört wird, kürzer ausfällt und damit weniger erholsam ist.“
Typische Symptome von Schichtarbeit sind u.a.:
Generell ist es für Arbeitnehmer in Schichtarbeit schwieriger, Arbeit und Familienleben unter einen Hut zu bringen. Denn oftmals arbeiten Beschäftigte in Schichtarbeit dann, wenn die Familie frei hat. Oft wechselnde Schichten lassen zudem keine Regelmäßigkeit aufkommen und erschweren die Planbarkeit. Dennoch gibt es Möglichkeiten, wie das Arbeiten in Schichtmodellen mit dem Familienleben in Einklang gebracht werden kann. Dies kommt auch der Arbeitgeber-Attraktivität zu Gute. Mittel könnten beispielsweise sein:
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