Herr Obereder, schön, dass wir uns nach einem weiteren erfolgreichen Jahr wieder sehen. Das zehnte Erfolgsjahr in Folge. Gratulation.
Vielen Dank, es ist in der Tat ein schönes Gefühl zu sehen, wie viele Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen sich mit dem Thema Workforce Management beschäftigen. Noch schöner ist es natürlich, dass wir in den Überlegungen der Unternehmen einen zentralen Platz einnehmen. Das ist eine gute Ausgangsbasis für die nächste Dekade.
Wenn Sie die letzten zehn Jahre Revue passieren lassen – was hat sich seitdem getan?
Sehr viel. Erst stand das Produkt, dann der Preis im Mittelpunkt der strategischen Überlegungen vieler Unternehmen. Heute ist das Thema Workforce Management aus den Chefetagen nicht mehr wegzudenken. Vor zehn Jahren baten wir am Hintereingang um Einlass, heute klopfen wir an die Türen der Vorstandszimmer. Der bedarfsorientierte Personaleinsatz wurde zum zentralen Wettbewerbsvorteil.
Das spiegelt sich auch im Portfolio von ATOSS wider. Da ist viel passiert …
Da haben Sie recht. In dem Bereich haben wir wirklich viel bewegt. Wir investieren jährlich rund 20 Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das muss sich für Kunden und Aktionäre natürlich auszahlen. Wir haben beispielsweise unsere Enterprise Lösung signifikant weiterentwickelt und ihren vollen Funktionsumfang im Browser gelauncht. Unsere Kunden erleben damit eine völlig neue Dimension der User Experience – hocheffiziente und effektive Bedienbarkeit, kombiniert mit modernstem Design. Wir legen bei allen Innovationen Wert darauf, dass sie auch von langjährigen Kunden nahtlos verwendet werden können. Unternehmen wie etwa die Deutsche Bahn wechseln von einer Technologie – inzwischen haben wir den vierten Technologiesprung hinter uns gebracht – auf die nächste. Dabei werden sämtliche Daten und Einstellungen übernommen. Wir haben in den letzten Jahren rund 100 Millionen Euro in die Leistungsfähigkeit, Stabilität und vor allem Skalierbarkeit unserer Software investiert. Das gibt unseren Kunden eine einzigartige Investitionssicherheit. Wir arbeiten jetzt schon an den Lösungen für 2025. Unsere Kunden können also stets auf die Vorteile der neusten Technologie vertrauen. Unsere Entscheidung, alle Produktlinien zusätzlich in der Cloud anzubieten, fällt auch in diesen Bereich.
Unsere Lösungen sind überall da zu Hause, wo es gilt, den Personaleinsatz konsequent am Bedarf des Unternehmens auszurichten, Personalprozesse zu flexibilisieren und die Produktivität zu steigern. Da sind Ländergrenzen nicht entscheidend.
Andreas F.J. Obereder | CEO und Gründer, ATOSS
Wie wurde das Thema Cloud im Markt angenommen?
Überraschend positiv, wir hatten mit einer längeren Anlaufzeit gerechnet. Unternehmen wie beispielsweise die Bank Austria, Kentucky Fried Chicken, Pandora oder VAPIANO haben sich im letzten Jahr für unsere Cloud Lösung entschieden. Und die Nachfrage steigt kontinuierlich.
Das ist eine ganz schöne Bandbreite …
Ja, wir sind inzwischen der Full Range Anbieter im Markt. Und das nicht nur in Bezug auf unsere Produkte. Das volle Potential von Workforce Management lässt sich nur dann erschließen, wenn Prozesse, Organisation und IT-Lösungen intelligent aufeinander abgestimmt werden. Wir haben für alle diese Bereiche Spezialisten im Team. Unsere Kunden schätzen uns nicht nur als leistungsfähigsten Workforce Management Systemanbieter, sondern auch als Prozess-Consultants mit fundierter Best Practice Erfahrung aus Tausenden von erfolgreichen Projekten. Projekterfolg definieren wir konsequenterweise nicht danach, dass am Ende ein weiteres IT-System beim Kunden läuft, sondern dass messbare Nutzeneffekte erzielt worden sind – für das Unternehmen und die Mitarbeiter.
Stichwort Marktpräsenz: In den deutschsprachigen Ländern ist ATOSS gewissermaßen gesetzt. Wie steht es mit Ihren Auslandsaktivitäten?
Hier verfolgen wir mehrere Modelle. Wir begleiten unsere global agierenden Kunden wie Lufthansa, HORNBACH, Playmobil oder W.L. Gore seit Jahren ins Ausland. Und natürlich akquirieren wir eigene Projekte, wie jüngst LACOSTE in den Niederlanden und Belgien. Oder auch Toys“R“Us, für die wir gerade die ATOSS Retail Solution in Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal einführen. Dabei zeigt sich die ganze Bandbreite der lokalen Anforderungen, in dem sich Unternehmen bewegen müssen – von größtmöglicher Flexibilität in Großbritannien bis hin zum starren gesetzlichen Rahmen in Spanien. Dies liefern wir unseren Kunden aus einer globalen, standardisierten Lösung heraus. Wir schaffen Transparenz und die Möglichkeit der strategischen Steuerung des Personaleinsatzes über Ländergrenzen hinweg. Für künftiges Wachstum setzen wir bewusst auf internationale Partnerschaften. Unser Alliances Team ist in intensiven Gesprächen mit Unternehmen, die zu uns und unserem Portfolio passen. Eigene Niederlassungen haben wir neben Deutschland in Österreich, Rumänien, der Schweiz und den Niederlanden etabliert.
Dann haben Sie substantielle internationale Erfahrungen …
In der Tat. Wir unterstützen unsere Kunden rund um den Globus mit Best Practice Know-how – von den USA bis Japan. Wir kennen die Gesetze, Regularien und Besonderheiten in mehr als 40 Ländern und können mit Fug und Recht sagen, dass wir sie mit unserer Software im Standard abbilden können. Unsere Lösungen sind überall da zu Hause, wo es gilt, den Personaleinsatz konsequent am Bedarf des Unternehmens auszurichten, Personalprozesse zu flexibilisieren und die Produktivität zu steigern. Da sind Ländergrenzen nicht entscheidend. Da gebe ich Ihnen recht. Workforce Management gewinnt international immer mehr an Bedeutung. Das stelle ich bei meinen Seminaren in Amerika oder Asien genauso fest wie in Europa.Die Fragen »wer arbeitet wann und wo zu welchen Kosten« und »wie kann ich vorhandene Ressourcen effizienter und flexibler einsetzen« beschäftigen Manager in Neuseeland oder Mexiko genauso wie hier in der EU. Man sollte nicht vergessen, dass Deutschland international als Paradebeispiel für wirtschaftlichen Erfolg gilt. Innovative Konzepte werden sehr bewusst wahrgenommen. Dazu gehört auch der intelligente Umgang mit der Arbeitszeit, wie ihn ein professionelles Workforce Management ermöglicht. Genau das ist unsere Stärke – national wie international.
Natürlich beeindrucken die Effekte …
Die sprechen für sich. Etwa 150 durchgeführte Potentialanalysen allein in den letzten zwei Jahren zeigen deutlich, wo sich Potentiale in Handel, Gesundheitswesen, Dienstleistung, Logistik und Produktion verbergen. Dabei spielen selbstverständlich auch die Einsatzintensität der Lösung und die ganzheitliche Optimierung der Prozesse entlang der Wertschöpfungskette eine Rolle. Aber zur Verdeutlichung der Größenordnung: Bei einem Unternehmenmit 1.000 Mitarbeitern liegt das durchschnittliche Nutzenpotential eines bedarfsoptimierten Workforce Managements im siebenstelligen Bereich pro Jahr. Der Return on Investment ist in der Regel innerhalb von 12 Monaten erreicht. Neben den rein finanziellen Vorteilen gibt es noch weitere wichtige Effekte. In vielen Fällen sinken die Fluktuationsraten und die Mitarbeiterbindung lässt sich spürbar verbessern. Die Einhaltung von Gesetzen und betrieblichen Vereinbarungen ist ein weiterer zentraler Nutzen unserer Workforce Management Lösungen.
Eine Ihrer Kernbranchen ist der Handel. Woher kommt der Erfolg?
Viele Kunden wie CHRIST, Douglas und HORNBACH setzen auf eine Multi-Channel-Strategie und suchen daher Lösungen zur optimalen Steuerung ihrer Mitarbeiter auf der Fläche, bei der telefonischen Bestellannahme und im Internet. Unsere Software lässt sich in allen Bereichen gleichermaßen gewinnbringend einsetzen. Andere Kunden wie Kastner & Öhler schaffen als Differenzierungskriterium besondere Einkaufserlebnisse. Wichtig ist es in jedem Fall, passend zum Geschäftsmodell den optimalen Service Level zu bieten – trotz längerer Öffnungszeiten und vieler Teilzeitkräfte. Wir unterstützen inzwischen zahlreiche Handelsunternehmen wie dm-drogerie markt, EDEKA oder Gebr. Heinemann auch im Logistikbereich.
Mit einer reinen Kostensicht ist es aber sicher nicht getan?
Richtig, es geht vielmehr darum, Bedarf und Personalressourcen optimal zu synchronisieren und einen punktgenauen Service, sei es auf der Fläche oder im Lager, zu bieten. Das ist immer noch alles andere als selbstverständlich. Über- und Unterdeckungen von bis zu 30 Prozent und das gleich an mehreren Wochentagen sind selbst bei erfolgreichen Handelsunternehmen keine Seltenheit. Das wirkt sich direkt auf Service Level, Umsatz und Mitarbeiterproduktivität aus. Unsere Projekte zeigen, dass durch bessere Bedarfsprognosen und einen flexibleren Personaleinsatz im Einzelhandel EBIT-Steigerungen von fünf Prozent und mehr möglich sind.
Eine der Visionen von Industrie 4.0 ist eine Fertigung, die sich den Anforderungen des Marktes dynamisch anpassen kann. Zwingende Voraussetzung ist eine äußerst agile Personalinfrastruktur. Es muss gelingen, den Arbeitseinsatz auf eine neue Dimension der Flexibilität zu heben.
Andreas F.J. Obereder | CEO und Gründer, ATOSS
Viele Megatrends verstärken die Bedeutung von Workforce Management. Nehmen Sie Industrie 4.0 oder das, was der Rest der Welt »Internet of Things«, die vierte Industrielle Revolution, nennt.
Ein spannendes Thema! Ich habe gerade in einer aktuellen Studie der DZ Bank gelesen, dass Industrie 4.0 der deutschen Wirtschaft bis 2025 einen Produktivitätsschub von 12 Prozent bringen soll. Ohne die Integration der Menschen kann sich ein solcher Nutzen allerdings nicht voll entfalten. Denn bei Industrie 4.0 geht es nicht nur darum, Produktions- und Logistikprozesse intensiv zu vernetzen und damit sehr flexibel zu machen. Wer weiter denkt, merkt schnell, dass in den Überlegungen um die Fabrik der Zukunft Menschen eine zentrale Rolle spielen. Eine der Visionen von Industrie 4.0 ist eine Fertigung, die sich den Anforderungen des Marktes dynamisch anpassen kann. Zwingende Voraussetzung ist eine äußerst agile Personalinfrastruktur. Es muss gelingen, den Arbeitseinsatz auf eine neue Dimension der Flexibilität zu heben. »IoT« wird nicht nur Prozesse, sondern auch die Organisation von Unternehmen und damit unsere ganze Arbeitskultur verändern.
Was bedeutet das für die Menschen?
Der Trend geht zu immer kürzeren Lieferzeiten und einer individualisierten Fertigung bis hin zur Losgröße 1. Bei Audi laufen schon heute im Jahr keine zwei gleichen Autos vom Band. Das muss man sich mal vorstellen. Der steigende Flexibilitätsbedarf der Unternehmen erfordert natürlich auch einen flexibleren und kurzfristigeren Mitarbeitereinsatz, variablere und enger getaktete Schichten sowie eine feingranulare Planung. Das lässt sich nur mit den richtigen Werkzeugen und strukturierten Planungsprozessen bewältigen. Außerdem braucht es Arbeitszeitkonzepte, die den Unternehmen die nötige Agilität geben und gleichzeitig attraktive Work-Life-Balance Entwürfe für unterschiedliche Mitarbeitergruppen ermöglichen. Unser Kunde thyssenkrupp Rasselstein beschäftigt sich intensiv mit diesen Fragestellungen und bezieht sehr konsequent eine alternde Belegschaft und das Thema Kapazität in seine Strategie ein. Firmen mit hoher Mitarbeiterzufriedenheit setzen deshalb bewusst auf ATOSS. Durch die gezielte Einbindung der Mitarbeiter in den Planungsprozess können sie die Mitarbeiterzufriedenheit spürbar und nachhaltig verbessern.
Und wie sehen Sie die nächsten Jahre?
Die Märkte, in denen wir uns jetzt schon erfolgreich bewegen, bieten uns weiterhin enorme Wachstumsmöglichkeiten – national und international. Doch auch außerhalb des Enterprise-Segments sehen wir mittel- bis langfristig spannende Potentiale. In Deutschland gibt es circa eine Million Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern. Auch kleine Unternehmen müssen die An- und Abwesenheiten ihrer Mitarbeiter verwalten sowie deren Einsätze laufend planen und steuern. Wir werden daher zunehmend auch intelligente Workforce Management Lösungen speziell für dieses Kundensegment bieten: einfach, günstig, smart und mobil aus der Cloud. Mit unserem Full Range Ansatz haben wir dafür die Weichen gestellt. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass dieser Weg uns weitere Wachstumsfelder erschließt.
Dann drücke ich Ihrem Unternehmen fest die Daumen.